Historisches
Das Dorf
Die erste urkundliche Erwähnung ist aus
dem Jahre 1388 belegt. In der Erwähnung vom 25. Juli 1388 in einer von
der Äbtissin Sophie von Lindau angelegten Fortsetzung des Zinsbuches des
Zisterzienserinnenklosters Gnadenthal heißt es: "Item gebin wir alle
jar der kyerchin zu dem Hayne 1/2 punt waisis un(d) 6 junge h. zu
oistirn auch von Husin, unsim hoibe.-" ( Somit geben wir alle Jahre der
Kirche zu Haintchen ein halbes Pfund Wachs und sechs junge Heller zu
Ostern auch von Hausen, unserem Hof).
Bereits
1388 bestand im Ort ein Vorgängerbau der heutigen Kirche, wegen der
Lage an der alten Hessenstraße vermutlich ebenfalls dem Heiligen
Nikolaus als Schutzpatron der Reisenden geweiht. Dazu kam ein
umfangreicher Pfarrhof mit dem alten Pfarrhaus und der Scheune.
Landes-
und Lehnsherren waren Diez, später Nassau und Kurtrier, der Amtssitz
war das nahe Camberg. Der Ort ist vermutlich bereits im 11. oder 12.
Jahrhundert als Rodungssiedlung entstanden. Der Name Haintchen lässt
sich von dem alten Wort "Hain", gerodeter oder lichter und gehegter
Wald, ableiten. Auch die Lage an der alten West-/Ost-Fernstraße, die man
erst in neuerer Zeit Hessenstraße nannte, spricht dafür, dass das Dorf
schon einige Jahrhunderte bestand, als es mit seiner Kirche zum ersten
Mal im Gnadenthaler Zinsbuch von 1388 genannt wurde. Ein bedeutendes Gut
nahe dem Dorf war der "Hof zu Hausen", der ebenfalls in dem Dokument
aus dem Jahr 1388 erwähnt wird und noch heute besteht, allerdings
inzwischen in der Gemarkung des Nachbarorts Eisenbach.
Frühe Schreibweisen: Hayne, Haynchen, Hayngen, Haingen, Haintgen.
Die
geschützte Tallage einerseits und die weite Fernsicht in das Umland
waren vermutlich ausschlaggebend für eine damalige Ortsgründung. Auch
die Handelsstraße der alten Hessenstraße, die durch das Dorf führte und
die unmittelbar an Haintchen vorbeiführende Rennstraße, waren für das
Dorf in jener Zeit wichtige Transport- und Umschlagwege.
In
dieser Zeit war das Gericht Haintchen wohl schon dem Amt Camberg
zugeordnet, dessen Anfänge als Verwaltungsbezirk um Burg und Stadt
Camberg in jener Zeit zurückreichen. Seitdem blieb Haintchen unter den
Erben und Pfandherren dieses Teils der Grafschaft Diez und Camberg
verbunden. Die Herren von Eppstein erhielten 1428 ein weiteres Viertel,
das jedoch schon 1453 durch Kauf an die Grafen von Katzenelnbogen und
1479 als Erbe an die Landgrafen von Hessen kam. Zeitweise hatte
Nassau-Dillenburg ein weiteres Achtel 1454 bis 1481 an Katzenelenbogen
und später an Hessen verpfändet.
1508
kam die Eppsteiner Hälfte an die Grafen von Königstein-Eppstein. Als
diese 1535 ausstarben, nahm Kurtier als Lehnsherr diese Hälfte gewaltsam
in Besitz. Es war ein hoher Preis für die Familien der Erben, die
gutgläubig der Übertragung der Lehnshoheit vom Reich an Kurtier
zugestimmt hatten. Im Frankfurter Vertrag, der den Streit um das
Katzenelnbogener Erbe beendet, gab Hessen 1557 sein Viertel an
Nassau-Dillenburg. Seitdem waren Kurtrier und Nassau-Dillenburg je zur
Hälfte Herren dieser Gemeinschaft des Amts Camberg. Mehr als 200 Jahre
änderten sich die Eigentumsverhältnisse für Haintchen nicht.
An
der nassauischen Hälfte war 1607 bis 1628 Nassau-Hadamar zur Hälfte
neben Nassau-Diez beteiligt. Danach war diese Hälfte der Gemeinschaft
ein Teil der Grafschaft, seit 1655 des Fürstentums Nassau-Diez.
Vor
dem 30-jährigen Kriege waren in Haintchen 40 Haushaltungen, also
ungefähr 240 Einwohner. Die alten, verbürgten Nachrichten aus dem
Wiesbadener Archiv lassen erkennen, wie furchtbar dieser Krieg gehaust
hat. Im Jahre 1620 kam das spanisch-wallonische Heer unter Graf Spinola
durch Haintchen und verbreitete Angst und Schrecken. 1622 wurden in
Camberg 34 Mann aus Haintchen gemustert und auch eingezogen. Auch
Marschall Tilly lagerte in dieser Gegend. Es ist bekannt, welche
Unmengen an Geld, Lebensmitteln und Futter für die Pferde abgegeben
werden mussten. 1626 kam Wallenstein in diese Gegend und brachte als
Geschenk des Krieges die Pest mit. Missernten und Krankheiten ließen die
Bevölkerung nicht zur Ruhe kommen, und als endlich 1648 der Friede
geschlossen wurde, lebten noch 16 Einwohner in Haintchen.
Die
Dörfer Frohndorf, Wilhelmshain, Bruchhausen und Obernhain lagen in der
Nähe des Ortes, überstanden aber den 30-jährigen Krieg nicht und waren
vom Erdboden verschwunden. Jahrzehntelang musste der Pfarrer von
Eisenbach auch Niederselters, Hasselbach und Haintchen pastorieren. „Er
kam, die Kranken zu versehen und die Mühseligen zu trösten.“ Erst 1650
bekam Haintchen mit Hasselbach einen gemeinsamen Pfarrer.
Auf
dem Kirchberg stand eine kleinere Kirche, 1706 erbaut, davor stand hier
eine alte Kapelle mit der Burg von Hohenfeld. Von der Burghöhle oder
auch Burghölle im Eisenbachtal soll es unterirdische Stollen und
Verbindungen bis zur alten Kapelle auf dem Kirchberg gegeben haben. Für
den Bestand der Burg, sprechen die Eintragungen im Stockbuch von
Haintchen. In alten Kaufakten ist dort ein Grundstück als Hohenfeldches
Grundstück verzeichnet. Die Wiesenflächen südlich des Kirchbergs sind
als Hohenfeldche Wiesen bezeichnet. Auf einer Karte aus dem Jahr 1711,
dem Dorfe nahegelegenen Walddistrikt: Laubus, ist dort eine Burg von
Hohenfeld eingezeichnet. Die Familie des "Stadhalters des Nassauischen
Landes", Freiherr von Hohenfeld war zu jener Zeit im Besitz des Gutshofs
"Hof zu Hausen". Diese Adelsfamilie stammte aus Österreich und
residierte im nahe gelegenen Camberg.
Haintchen
gehörte seit 1743 zum Fürstentum Oranien-Nassau. Zeitweilige
Verpfändungen der trierischen und nassauischen Hälften können hier
unberücksichtigt bleiben. Ausgelöst von der französischen Revolution kam
es auch hier zu einer großräumigen politischen Flurbereinigung.
Innerhalb
des alten Amtes Camberg war Haintchen nach Camberg, Erbach und Würges
der viertgrößte Ort. 1790 zählte es 312 Einwohner. In Haintchen lebten
fünf herrschaftliche Freileute und 269 steuerpflichtige Untertanen und
38 Beisassen, Einwohner ohne volles Bürgerrecht und ohne eigenen
Grundbesitz. Das alte Rathaus in Haintchen beherbergte nicht nur die
Gemeindeverwaltung, sondern auch die Gemeindebäckerei.
Die
zwei gleichberechtigten Landesherren Kurtrier und Nassau-Dillenburg
waren Ende des 18. Jahrhunderts der Kurfürst und Erzbischof von Trier
sowie der Fürst des Hauses Nassau-Oranien. In der Französischen
Revolution, am 9. November 1792 rückten die von Königstein und Usingen
kommenden französischen Truppen im Amt Camberg ein und besetzten auch
kurzzeitig Haintchen, dessen nassau-oranischer Schultheiß und der
Gemeinderat insgesamt 517 Gulden an Verpflegungs- und
Einquartierungskosten zahlen mussten. (Durch die Plünderungen verarmten
die Ämter). Erst 1831 konnte der Schultheiß dem Gemeinderat mitteilen,
Haintchen sei schuldenfrei.
In
der Zeit des 18. Jahrhunderts erlebte das Dorf einen gewaltigen
Aufschwung. Es herrschte ein außerordentlich starker Fuhrverkehr auf der
durch das Dorf führenden Hessenstraße. Hier gab es eine
Pferdewechselstation im alten Gasthaus "Zum Hirsch" zum Einkehren für
die Fuhrleute und Reisenden. In das ganze Hessenland fuhren die mit
Krügen des kohlesauren Selterswassers beladenen Pferdewagen. Die Abfuhr
der Eisen- und Silbererze aus der bei Haintchen gelegenen Grube machten
die alte Hessenstraße zu einem wichtigen Transportweg. Haintchen lag in
dessen Mittelpunkt und hatte wohl in dieser Blütezeit eine beachtliche
Einwohnerzahl.
In
dieser Zeit des Aufschwungs wurde auch eine neue katholische Kirche im
Barockstil erbaut und im Jahre 1750 vom Trierer Kurfürsten eingeweiht.
Mit ihrem himmelanstrebenden Turm, stellt die Kirche aus allen
Blickrichtungen des Dorfes den herausragenden Mittelpunkt dar.
Nachstehend
soll hier nur eine kurze Beschreibung der damaligen Bevölkerung in
dieser Zeit erfolgen. Die Einwohner hatten nicht alle die gleichen
Rechte. Die Einteilung in Klassen der herrschaftlichen sowie der
adeligen Freileute einerseits und der steuerzahlenden Untertanen, der
Beisassen (Einwohner ohne volles Bürgerrecht) und der Juden andererseits
war die Realität. Die Leibesbeschaffenheit und die Gesundheit des
Volkes in unserem Raum war in den Jahren zwischen 1780 und 1800 als gut
bis sehr gut und die Sterblichkeit als gering bezeichnet. Gemäßigtes
Klima, Nahrung und Genuß des heilsamen Mineralwassers aus Niederselters
trugen wohl zur Abwehr von Krankheiten bei. Über Aussehen und
Eigenschaften eines Durchschnittsbürgers wird allgemein Positives
berichtet. Essen und Trinken standen sehr im Vordergrund, wie auch das
Streben der einfachen Leute, in Kleidung und Lebenswandel die Reichen
und Adeligen nachzuahmen.
An
Sitten und Gebräuchen sind die zum Teil noch heute üblichen zu nennen:
Familienfeiern, wie Hochzeiten und Kindstaufen, waren Anlaß für tage-
und wochenlanges Feiern mit allem was Küche und Keller zu bieten hatte.
Bei Begräbnissen wurde nicht nur von der Trauerfamilie, sondern mit
aller Nachbarschaft tüchtig "geschmaußet". Neujahrs-Anschießen,
Maistecken, Kirchweihfest, Fastnachtsgelage sowie Kaufs- und
Verkaufsfälle waren Anlaß zum ausgiebigen Trinken von Bier und
Branntwein bei den einfachen Leuten, bei den vermögenderen Einwohnern
kam noch Rebenwein und Kaffee hinzu. An Rechten und Pflichten hatten
alle bürgerlichen Besitzer von Wohnhäusern und deren Bewohner die
landesherrschaftlichen und Gemeindlasten (Steuern) zu tragen, bekamen
aber auch dafür Bau- und Brennholz aus dem "Märkerwald"
(gemeinschaftlicher Waldbesitz) und hatten das Recht des Viehtriebs auf
die gemeindlichen Weiden, des Schweineaustriebs in die Wälder zur
Eichelmast, Benutzung von Backhaus und Brunnen.
Laut
den Verordnungen aus den Jahren 1765 - 1773 legte die Amtspolizei, da
die Spatzen so überhand genommen hatten, jedem Untertan die Pflicht auf,
entweder 12 Köpfe von Sperlingen oder Spatzen, auch stattdessen drei
Rabenköpfe oder einen Gulden an die Gemeinde abzuliefern. Der Auslauf
von zahmen Enten in offenen Bächen wurde untersagt, ebenso das Halten
von Haustauben, lediglich der Schultheiß durfte sich acht Paare halten.
Auch
bei den Stalltieren - Haintchen hatte der Zählung vier Pferde, zwei
Esel, 50 Ochsen, 176 Kühe, Rinder und Kälber, 305 Schafe, 125 Schweine
und 78 Ziegen oder Geißen - erließ man 1773 eine "Ziegenordnung", da man
das Geißenvieh als zu gefährlich für Wälder, lebende Hecken und Gärten
erachtete.
Am 31. Mai
1802 wurde der berühmte Räuber Johannes Bückler, auch Schinderhannes
genannt, an der Grenze zwischen Haintchen und Wolfenhausen festgenommen.
Die Festnahme war in der damals genannten Gemarkung: Almenseifen, heute
heißt diese Hinterm Ziegengraben. Dort war die alte Grenze des
ehemaligen Gemeinschaftlichen Amtes Camberg zu der Hoheit von
Wied-Runkel.
Vor 1806
zerfiel der Ort in zwei Teile: Das Oberdorf und das Unterdorf.
Haintchen gehörte früher politisch zum Kurfürstentum Trier, zum Teil zu
Nassau-Oranien. Im Jahre 1816 kam das Dorf zum Amt Usingen.
Anfang Juli 1843 wurde der Grundstein für den neuen Schulhausneubau gelegt und ein Jahr später im Oktober feierlich eingesegnet.
Im
Spätsommer des Jahres 1857 konnte eine weitere bedeutende Baumaßnahme
begonnen werden: der Bau einer Brunnenleitung. Im März des
darauffolgenden Jahres floss dann erstmals Wasser von der gefassten
Quelle in den Dorfbrunnen. Um den oberen Teil des Dorfes besser
versorgen zu können wurde im gleichen Jahr im Walddistrikt Laubus Land
erworben, um eine weitere Quelle zu erschließen.
Im
September 1872 waren mehr als 50 Haintchener an der Ruhr erkrankt, 17
Infizierte starben. Nach heutigen Erkenntnissen, handelte es sich
wahrscheinlich um eine hochakute Magen-Darmentzündung, die durch
verseuchtes Trinkwasser entstanden war. Auffallend war, dass gerade im
oberen Teil des Dorfes die meisten Erkrankten gezählt wurden und dass
die Mehrzahl der Betroffenen Frauen waren. Die Einwohner wussten sich
keinen Rat mehr und sagten: Nur Gott allein kann helfen. Sie beschlossen
ein Gelübde abzulegen, mit einer neuntägigen Andacht zum heiligen
Sebastian und einer Prozession mit dem Allerheiligsten. Als erstmals am
Sonntag nach Michael (29. September), die Prozession sich aufstellte und
man aus der Kirche ging, wurde es auf einmal ganz dunkel. Während sich
die Prozession durch die Gartenstraße bewegte, regnete es immer stärker;
niemand öffnete den Schirm und kein Mann setze den Hut auf. Die Leute
wurden nass bis auf die Haut. Der Pfarrer ging mit zwei Messdienern mit
dem Allerheiligsten in jeden Hof, wo sich ein Ruhrkranker befand und
erteilte nochmals den Segen. Als man zurück in die Kirche kam, segnete
der Pfarrer alle Teilnehmer der Prozession. Es regnete den ganzen Tag
weiter. Als am nächsten Morgen zu Tage geläutet wurde, öffneten alle die
Fenster; doch es wurde keine Totenglocke mehr geläutet. Es erkrankte
noch hier und da ein Einwohner aus Haintchen, aber gestorben ist keiner
mehr. Nach drei Wochen, in denen sich vier Ärzte und der Pfarrer
unermüdlich einsetzten, war die Krankheit endlich besiegt. Die Ärzte
hatten auch als Gegenmittel Schnaps und Rotwein verordnet, was scheinbar
auch geholfen hat. Mit Erstaunen über die Wandlungsfähigkeit des
Haintchener Bürgers, schrieb der damalige Lehrer Pehl folgendes: "Im
allgemeinen hätte man denken können, das bedrückende, beängstigende
Gefühl würde noch einigen Nachhall im Tun und Lassen der Bewohner
gefunden haben; allein nach ca. 3 Wochen wurde das Kirchweihfest
gefeiert, und siehe! - es verlief in jovialsten Weise."
Noch heute wird am Sonntag nach dem Fest des heiligen Michael das Gelübde in Haintchen in Form der "Ruhrprozession" gehalten.
Durch
Eröffnung der Eisenbahnstrecken Limburg-Weilburg-Wetzlar, 1862 - 1864
und Limburg-Frankfurt in den Jahren 1875 - 1877 und durch den Ausbau der
Bundesstrasse 8, der ehemaligen "Kölnischen Straße" im Jahr 1910 von
Limburg nach Frankfurt, verlor die alte Hessenstraße und somit auch
Haintchen an wirtschaftlicher Bedeutung.
Im
Sommer 1906 wurde endlich von der Regierung in Wiesbaden die
Genehmigung für den Bau einer "Hochdruckwasserleitung" erteilt, nachdem
man seit Jahren über einen Wassernotstand geklagt hatte. Die Quelle
wurde in Richtung Obernhain des Quellgebietes des Eisenbaches angelegt.
Am 1. Oktober 1908 wurde die Wasserleitung übergeben und das ganze Dorf
war mit sehr gutem Wasser versehen.
Im
Ersten Weltkrieg waren 18 gefallene und 4 vermisste Personen zu
beklagen. Für die zwei kleinen 1917 requirierten Glocken, beschaffte man
1926 zwei Neue.
Im
Jahr 1921 schaffte man die Voraussetzungen für die Zufuhr von
elektrischem Strom. Ein Transformatorenhaus, "Lichthäuschen" genannt,
wurde an der oberen Hessenstraße gebaut. Am Freitag vor Pfingsten 1922
war Haintchen erstmals mit Strom versorgt.
In
den 1920er Jahren liefen die Planungen für ein Kriegerdenkmal. Dieses
wurde dann im Jahr 1929 an der St. Nikolaus Pfarrkirche erbaut.
1932 wurde Haintchen aus dem Kreis Usingen ausgegliedert und kam mit Hasselbach zum Kreis Limburg.
Der
Zweite Weltkrieg 1939 - 1945 trag die Familien hart. 29 Gefallende und
neun Vermißte waren zu beklagen. Im März 1945 war das Kriegsende des
Zweiten Weltkriegs für Haintchen nahe. Eine Gruppe von SS-Leuten war
noch im Dorf mit der Absicht, Widerstand zu leisten. Am Mittwoch in der
Karwoche fuhren bereits amerikanische Panzer durch Wolfenhausen. Am
Gründonnerstag verminten die SS-Leute die Kreuzung und zogen dann in
Richtung Hasselbach. In der Nacht brachten einige beherzigte Männer eine
Warnsperre vor der verminten Kreuzung an. Vielleicht wurde Haintchen
deshalb vor der Zerstörung bewahrt, denn am Karfreitag morgen, dem 30.
März 1945, standen 12 schwere Panzer auf dem Feld der Wachhecke, die
Kanonen auf das Dorf gerichtet. Die amerikanischen Soldaten räumten die
Minen an der Kreuzung und für Haintchen war der Krieg beendet. Aus
Dankbarkeit wurde später die Mariengrotte errichtet. Es waren 29
gefallene und 11 vermisste Personen zu beklagen. Über das
Osterwochenende lag ein starkes Truppenkontingent im Dorf. Dies deshalb,
weil die SS-Gruppe an der Gemarkungsgrenze nach Hasselbach, 12
Amerikaner mit Maschinengewehren erschossen hatte.
Im
Laufe des Jahres 1946, wurden über 200 Heimatvertriebene Haintchen
zugewiesen. Dadurch stieg die Einwohnerzahl in dem kleinen Dorf immens
an. In den beiden Gasthaussälen, "Zum Hirsch" und "Zum Taunus" wurden
die ankommenden Personen erst einmal in Massenquartieren untergebracht.
1950 konnten die zwei großen Glocken, die 1942 requiriert worden waren, neu beschafft werden.
1961
wurde im Steinbruch östlich der Ortschaft ein 100 Meter tiefer
Bohrbrunnen niedergebracht. Er ergab aber leider nicht den gewünschten
Erfolg und somit musste im Jahre 1973 ein zweiter Brunnen am
"Kölbenköpfel" im oberen Eisenbachtal gebaut werden.
Bis
zum 30. Juni 1974 war Haintchen eine selbstständige Gemeinde. Seit dem
1. Juli 1974 gehört es politisch zu der Großgemeinde Selters (Taunus)
zusammen mit den Ortsteilen Niederselters, Eisenbach und Münster im
Landkreis Limburg-Weilburg.
1976
wurde mit einem großen dörflichen Ehrgeiz das neue Gebäude des
Kindergartens erbaut und 1977 war die Inbetriebnahme und Eröffnung.
Im
Jahre 1980 wurde Haintchen das Prädikat staatlich anerkannter
Erholungsort verliehen und damit als Ausflugsziel dokumentiert. Die
Erkennungszeichen stehen an den Ortseingängen, es sind aus Holz
geschnitzte Schilder.